Für vergleichende Betrachtungen ist der Crop-Faktor bestimmend: er gibt an, um wieviel die Sensormaße (die Diagonale bzw. Höhe oder Breite des Sensors) kleiner als der Vollformatsensor sind, bei APS-C ist der Faktor ca. 1,5 und bei MFT 2.
Für flächenabhängige Parameter wie die Belichtung gelten die Werte dann im Quadrat: der Vollformat Sensor ist ca. 2.25 mal so groß wie der APS-C Sensor und 4 mal so groß wie der MFT Sensor...
Im Folgenden werden verschiedene Aspekte dargestellt:
Großer Sensor -> große Pixel -> Lichtstärke – gutes ISO-Verhalten, geringeres Rauschen
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Das Rauschverhalten wird in erster Linie von der Pixelgröße
bestimmt, aber auch vom technologischen Fortschritt insgesamt (neuere Kameras sind besser als alte). Dabei können jedoch auch
keine Wundervollbracht werden: Ein doppelt so großer (Vollformat-) Sensor bei gleicher Pixelanzahl schafft die gleiche Qualität wie ein kleinerer (APS-C) Sensor bei 1 bis 1,5 mal höherem ISO Wert.
Beispiel: Wenn das Foto aus der APS-C Kamera noch bei ISO 1600 gut ist, ist es mit Vollformat noch bei ISO 3200 bis 6400 vergleichbar gut.
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Alternativen für APS-C/MFT:
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Lichtstärkere Objektive verwenden. Diese machen dann zum Teil die Kosten-, Volumen- und Gewichtsvorteile von APS-C/MFT Kameras zunichte. Allerdings lassen sich durch den kleineren Linsendurchmesser auch kostengünstiger hohe Lichtstärken realisieren.
Beispiel: Um mit einer MFT Kamera die gleiche Lichtmenge auf den Sensor zu bekommen (und damit ähnliches ISO Verhalten zu haben) wie mit einem Vollformat Standard Kit Zoom mit Blende F4-5.6, muss man bei einer MFT Kamera zu einem Premium Zoom mit F2.8 greifen. - ISO Stacking: mehrere (ca 5-60) Aufnahmen, werden in der Kamera (z.B. Sony 6xxx „ISO AUTO“-Mutiframe RM) oder im Postprocessing verrechnet. (Nicht möglich bei bewegten Motiven und/oder notwendig sehr kurzen Verschlusszeiten.)
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Gute Stabilisierung (bei kleineren Sensoren einfacher zu realisieren) und Objektiv-Bildstabilisierung für längere Belichtungszeiten ausnutzen. (Nicht möglich bei bewegten Motiven und/oder notwendig sehr kurzen Verschlusszeiten.)
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Lichtstärkere Objektive verwenden. Diese machen dann zum Teil die Kosten-, Volumen- und Gewichtsvorteile von APS-C/MFT Kameras zunichte. Allerdings lassen sich durch den kleineren Linsendurchmesser auch kostengünstiger hohe Lichtstärken realisieren.
Großer Sensor -> große Pixel -> hoher Dynamikumfang (12 bit, 14 bit)
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Alternativen für APS-C/MFT: HDR-Reihe aus mehreren Fotos mit unterschiedlichen Über– und Unterbelichtungen.
Großer Sensor -> viele MegaPixel -> hohe Auflösung
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Alternativen für APS-C/MFT:
high resolution mode – nutzt den Kamera-internen Stabilisator und kombiniert mehrere Aufnahmen. (Nicht möglich bei bewegten Motiven oder sehr kurzen Verschlusszeiten.)
Diese Methode hat aber praktische Einschränkungen:
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- Da der interne Bildstabilisator nicht mehr arbeitet, die Bildverschiebung aber nur durch die Bewegung des Sensors und nicht der Kamera erfolgen darf, funktioniert das eigentlich nur gut mit einem Stativ.
- Gerade bei APS-C und MFT Kameras gibt es gar keine Objektive, die die dann benötigte Auflösung von 50 oder 80 MPixel liefern könnten oder sie sind sehr teuer.
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Aber: Wenn die hohe Auflösung nur im Bildzentrum zum „Cropen“ (Ausschnitte) benötigt wird (z. B. entfernte Wildtiere, Vögel), haben kleine Sensoren sowieso den Vorteil der hohen Auflösung - der Crop-Faktor wirkt hier vorteilhaft im Telebereich (z.B. müsste man für die Telewirkung eines 300mm Objektives an APS-C für Vollformat ein 450mm Objektiv verwenden unter der Annahme, dass in beiden Fällen die Sensoren dieselbe Pixelanzahl haben).
Großer Sensor -> große Blickwinkel -> lange Brennweite ->geringe Schärfentiefe -> besseres Freistellen, Bokeh
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Der Unschärfebereich (und damit das Bokeh) ist abhängig von der Blendenzahl: er
erhöht sich beispielsweise beim Schließen der Blende von 2.0 auf 4.0 auf das
Doppelte. Nimmt man die identische Brennweite wie beim Vollformat, muss der Abstand zum Motiv um den Corpfaktor vergrößert werden, um denselben Bildausschnitt zu erhalten. Die Schärfentiefe nimmt aber mit dem Quadrat der Entfernung zum Objekt zu, d.h. die Schärfentiefe würde um den Faktor 2.25 bei APS-C wachsen.
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Alternativ wird bekanntermaßen derselbe Bildausschnitt durch ein um den Cropfaktor verringerte Brennweite abgebildet
(Beispiel: 24 mm Vollformat entspr. 16 mm an APS-C). Auch hierbei wächst die Schärfentiefe mit dem Quadrat des Cropfaktors.
Berücksichtigt man noch die kleinere Sensorgröße, die wiederum ein um den Cropfaktor kleineren Schärfebereich abbildet, wird aus dem quadratischen wieder ein einfacher Cropfaktor für die Berechnung der äquivalenten Blende bei Verwendung einer um den Cropfaktor reduzierten Brennweite (sie Alternative 1).
- Alternativen für APS-C/MFT:
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Kleinere Blendenzahl, offenblendiger fotografieren
Um die (geringe) Schärfentiefe wie beim Vollformat zu realisieren, muss die Blendenzahl um den Cropfaktor verringert werden (und die Brennweite um den Cropfaktor kleiner gewählt wegen identischemBIldausschnitt). Um also ungefähr den Schärfeverlauf eines F2.8 Vollformatfotos zu realisieren, müsste die Blende
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für A PS-C F1.8 und
- für MFT F1,4 sein.
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für A PS-C F1.8 und
- Hintergrundunschärfe im Postprozessing mit Filtern oder mit KI realisieren
- Ein typischer Filter ist eine Schärfe-Vignette. Oder der Bildbereich im Fokus wird maskiert, mit aktuellen Programmen auch durch KI erkannt, und das restliche Foto weichgezeichnet.
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Im allgemeinen ist bei Vollformataufnahmen durch die längere
Brennweite die Perspektive enger und damit weniger Motive im Hintergrund, was meistens einen ruhigeren Look/Bokeh ergibt. Aber: Wenn eine hohe Schärfentiefe erforderlich ist, sind kleinere Sensoren von Vorteil,
da für denselben Bildausschnitt weitwinklige Brennweiten zum Einsatz kommen, die mehr
Schärfentiefe haben (siehe oben). Das erklärt auch den“Handy-Effekt“: es ist fast immer alles scharf.
Nachteil Großer Sensor (bei CMOS) -> viele Daten, lange Wege auf dem Chip -> geringere Bildfolge, Rolling Shutter.
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Für Fotos zum Beispiel beim „Mitziehen“
oder von bewegten Objekten sollte der mechanische Verschluss verwendet werden. Das Problem kann auch bei Vollformatkameras durch bessere Kamera-Elektronik (teure Kamera) reduziert werden.
Beispiel: Die Sony A7iii hat einen viel stärker ausgeprägten Rolling Shutter als selbst ältere Olympus MFT Kameras. Bei Olympus und Panasonic (MFT) kann man fast immer den elektronischen Verschluss verwenden.
Zusammenfassung
Viele „Nachteile“ von Nicht-Vollformatkameras lassen sich durch bestimmte Techniken auch mit Kameras mit kleineren Sensoren umgehen, so dass dem Foto der Kameratyp in den meisten Fällen nicht anzusehen ist. Vollformat ist besonders dann im Vorteil, wenn sehr kurze Verschlusszeiten notwendig sind (z.B. kleine Vögel im Flug) und/oder es sich um bewegte Motive und wenig Licht handelt (z. B. Sportfotografie in der Halle). Weiterhin ist Vollformat für hohe Auflösungen jenseits der 20/24 MPix alternativlos.
Text: Wolfgang Hahn
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Jürgen der Tester (Mittwoch, 10 Februar 2021 19:07)
Ein interessanter Beitrag!